wiki:1810_auszug_beckmann_litteratur_reisesammlungen
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wiki:1810_auszug_beckmann_litteratur_reisesammlungen [2025/09/17 04:18] – gelöscht - Externe Bearbeitung (Datum unbekannt) 127.0.0.1 | wiki:1810_auszug_beckmann_litteratur_reisesammlungen [2025/09/17 04:19] (aktuell) – [1810 Beckmann: Über Reisesammlungen] norbert | ||
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+ | ===== 200 ===== | ||
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+ | Weil die einzelnen Ausgaben der meisten alten [[reiseliteratur|Reisebeschreibungen]] bereits selten sind, so ist es nothwendig, die Samlungen zu kennen, in welcher die, welche man zu brauchen wünscht, zu finden ist. Deswegen kan man mit Recht in der Litteratur der Reisebeschreibungen auch von diesen Samlungen Nachrichten erwarten; aber ich werde mich wohl hüten, sie oft anzubringen. | ||
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+ | Denn jede einzelne Reise muß doch ihren besondern Abschnitt erhalten, und in diesem kan man die Anzeige ihres Inhalts und Werths, ihrer Ausgaben und Uebersetzungen und andere dahin gehörige litterarische Dinge, durch Auszüge und Einschaltung kleiner Anmerkungen, | ||
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+ | Aber was bleibt denn zur Anzeige der Samlungen mehr übrig, als ein mageres einförmiges Verzeichniß der darin enthaltenen Stücke, und wie läßt sich dabey Ueberdruß verhüten? Die nutzbarsten Samlungen würden solche seyn, worin jede Urschrift volständig, | ||
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+ | Mehre Liebhaber finden Uebersetzungen; | ||
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+ | ===== 201 ===== | ||
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+ | Gelehrten dienen, so mussen sie volständig, | ||
+ | Weis man, oder muß man besorgen, daß der Uebersetzer sich erlaubt hat, dasjenige auszulassen, | ||
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+ | Auch kan man den Vorwand nicht billigen, die Auslassungen wären beliebt worden, um den Preis der Samlung zu mindern. Allemal ist diese Erspahrung viel zu klein, gegen den Schaden, welcher dadurch für eine große Klasse der Leser entsteht; und immer bleibt es noch zweifelhaft, | ||
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+ | Wie wäre es, wenn man lieber nichts ausließe, und nur den Leserinnen oder ungelehrten Lesern, durch eine veränderte Schrift oder durch Zeichen am Rande, mit dem Martial, zuriefe: | ||
+ | //Huc eft vsque tibi scriptus, matrona, libellus.// | ||
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+ | Alsdann konte man auch das liefern, was sonst den Dilettanten lange Weile oder Ekel machen könte. | ||
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+ | Auch die Vorenthaltung der Kupferstiche ist selten unschädlich. Wunderlich! ehemals ließen die Verleger, um Käufer anzulocken, den Uebersetzungen Kupferstiche machen, wenn die Urschrift keine hatte; und jetzt entzieht man in gleicher Absicht, den Uebersetzungen die Kupfer der Urschrift. Inzwischen kan zuweilen die Auslassung | ||
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+ | ===== 202 ===== | ||
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+ | unschädlich seyn, wenn sie nämlich nur Erdichtungen, | ||
+ | Ohne hier die Eigenschaften einer guten Uebersetzung volständig anzugeben, will ich nur noch wider ein Paar Fehler warnen, welche jetzt vom Gebrauche und Ankaufe mancher Uebersehung abschrecken. | ||
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+ | Man ändere nicht leichtsinnig die Namen der genanten Länder, Oerter, Flüsse und der Naturalien, sondern gebe sie so an, wie sie in der Urschrift vorkommen. Sind sie fehlerhaft oder unverständlich, | ||
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+ | Die Erklärung der Namen der genanten Naturalien, durch Beysetzung der systematischen Namen, verdient Dank, aber nur, wenn dagegen die Namen aus der Urschrift nicht ausgelassen sind. Sehr oft ist es mißlich, den rechten systematischen Namen zu bestimmen, auch wenn man mit dem Systeme ganz wohl bekant ist. Auf diese Weise hat Martini in seiner Uebersetzung der Adansonschen Reise nach Senegal oft gefehlt. | ||
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+ | Eben dieß gilt von den Kunstwörtern der Schiffahrt, der Handlung, der Handwerke und Künste. Da wird ein gewissenhafter Uebersetzer allemal das Wort, was er übersetzt hat, anzeigen. Wenn er nicht weis, was die | ||
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+ | ===== 203 ===== | ||
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+ | Englander //the hulk// (1) nennen, und wer kan alles wissen! der wird lieber das Wort beybehalten, | ||
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+ | Stellen, deren Sinn der Uebersetzer nicht faßt, müssen den Lesern ganz geliefert werden; vielleicht verstehn diese sie. Es verräth keine große Gelehrsamkeit, | ||
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+ | Noch eins! Man lasse die Ordnung der Urschrift ungeändert, | ||
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+ | Wer sich durch ein Beyspiel von den Schwierigkeiten überzeugen will, welche durch Versetzungen und Umarbeitungen einer Reisebeschreibung entstehen, der nehme des Hrn. '' | ||
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+ | //(1) Alte Fahrzeuge oder Schiffe, worauf Züchtlinge verwahrt werden; also Zuchtschiffe stat Zuchthäuser.// | ||
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+ | ===== 204 ===== | ||
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+ | zufinden; er wird bald ermüden; zumal da die erste nur ein gar mangelhaftes und letztere gar kein Register hat. Man sehe physikal. ökonomische Bibliothek. XVIII. S. 287. | ||
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+ | Daß keine Uebersetzer gewaltsamer mit Reisebeschreibungen der Ausländer umgehn, als die Franzosen, das ist bekant genug; deswegen sind auch ihre Uebersetzungen meisten Theils nur für den Putztisch oder zur Verscheuchung der langen Weile gut genug, nicht zum Unterrichte. Uebel genug, wenn man sie aus Noth zu einem ernstlichen Gebrauche nehmen muß! |