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====== Möglichkeitssinn ======
''Robert Musil'' (1880 - 1942) meinte, dass es ergänzend zum Wirklichkeitssinn auch einen Möglichkeitssinn geben müsse. Dazu lässt er die Hauptfigur in seinem Roman //Mann ohne Eigenschaften// sagen:\\ 

//»Wer ihn besitzt, sagt beispielsweise nicht: Hier ist dies oder das geschehen, wird geschehen, muss geschehen; sondern er erfindet: Hier könnte, sollte oder müsste geschehn; und wenn man ihm von irgend etwas erklärt, daß es so sei, wie es sei, dann denkt er: Nun, es könnte wahrscheinlich auch anders sein. So ließe sich der Möglichkeitssinn geradezu als Fähigkeit definieren, alles, was ebensogut sein könnte, zu denken und das, was ist, nicht wichtiger zu nehmen als das, was nicht ist.«// ((//Der Mann ohne Eigenschaften// 1976, Band 1, S. 16))

Ein solcher Möglichkeitssinn ist von praktischem Nutzen bei der [[wiki:orientierung|Orientierung]] im [[wiki:liste_raumvorstellungen|Raum]], insbesondere dann, wenn [[wiki:strasse|Straße]] und [[wiki:wegweiser|Wegweiser]] fehlen, etwa [[wiki:fussreisen|zu Fuß]] in den Bergen [[wiki:unterwegs-sein|unterwegs]].\\ 
Daher ist er bei [[wiki:reisende|Reisenden]] ausgeprägt und für [[wiki:abenteuer|Abenteuer]] unerlässlich und wird so zu einer wichtigen Komponente eines [[wiki:lebensreisestil|Lebensreisestiles]]. Damit stellt er sich gegen die vorgeblich alternativlosen Möglichkeiten entweder der normativen Kraft des Faktischen zu weichen //oder// die faktische Kraft des Normativen durchzusetzen. Damit führt der Möglichkeitssinn in die Nähe des [[wiki:trickster|Tricksters]] oder des [[wiki:der_weise_narr|Weisen Narren]], weil eben keine scharfe [[wiki:grenze|Grenze]] zwischen Unmöglichem und Möglichem erkennbar ist. Wer auf einer scharfen Grenze besteht, setzt freiwillig Scheuklappen auf, die Handlungsmöglichkeiten auschließen. Dies nicht zu tun entspricht dem Prinzip der [[wiki:serendipity|Serendipity]] und den Handlungsmöglichkeiten [[wiki:stereotyp#Beispielhafte Figuren|beispielhafter Figuren]]. Darüber hinaus beginnt allerdings das Reich der [[wiki:phantasie|Phantasie]] mit den Reisen zu [[wiki:liste_phantasieorte|phantastischen Orten]].

Der Physiker Ernst Mach (1838–1916) prägte den Begriff des Gedankenexperiments, weil er meinte, es sei kaum möglich nur anhand praktischer Erfahrungen (Experimente) zu forschen - vielmehr müsse der Ausführung die Vorstellung vorangehen. Beide seien „Methoden der Variation“ oder „Methoden der Veränderung“. Das Gedankenexperiment lotet Möglichkeitsräume fiktiv aus, es überschreitet Grenzen, nutzt Paradoxa und Rätselhaftes, weil diese das Denken anregen.

  * ''Thomas Kuhn''\\ //Eine Funktion für das Gedankenexperiment//, ein Kapitel in seinem Werk: Die Entstehung des Neuen, Frankfurt am Main 1992: Suhrkamp 
  * ''Thomas Macho''\\ //Über Gedankenexperimente in Wissenschaft, Philosophie und Literatur//\\ Frankfurt am Main, 2004: Fischer 


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''Jonas Lages'': //Robert Musil hat's gewusst//. [[https://www.zeit.de/kultur/2021-01/wuensche-moeglichkeit-traeume-gedankenspiel-vorstellung-umsetzung-corona|Die ZEIT 23. Januar 2021]]