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wiki:unterwegs-sein

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   * ''Vaporis, Constantine Nomikos''\\ //Breaking Barriers : Travel and the State in Early Modern Japan.//\\ (=Harvard East Asian monographs, 163) XII, 372 S. Cambridge 1995: Council on East Asian Studies Harvard University.\\  Constantine Vaporis stellt die Annahme in Frage, dass ein ausgefeiltes und restriktives System von Reisevorschriften in Tokugawa, Japan, ein weit verbreitetes Reisen verhinderte. Stattdessen wird die These untersucht, dass sich in dieser Zeit eine „Kultur der Bewegung“ ("culture of movement") entwickelt habe.   * ''Vaporis, Constantine Nomikos''\\ //Breaking Barriers : Travel and the State in Early Modern Japan.//\\ (=Harvard East Asian monographs, 163) XII, 372 S. Cambridge 1995: Council on East Asian Studies Harvard University.\\  Constantine Vaporis stellt die Annahme in Frage, dass ein ausgefeiltes und restriktives System von Reisevorschriften in Tokugawa, Japan, ein weit verbreitetes Reisen verhinderte. Stattdessen wird die These untersucht, dass sich in dieser Zeit eine „Kultur der Bewegung“ ("culture of movement") entwickelt habe.
   * ''Ortheil, Hanns-Josef''\\ //Schreiben und Reisen. Wie Schriftsteller vom Unterwegs-Sein erzählen.//\\ in:  Moennighoff, B./von Bernstorff, W./Tholen, T.(Hg.), Literatur und Reise. Hildesheim: Universitätsverlag (2013): 7-31.   * ''Ortheil, Hanns-Josef''\\ //Schreiben und Reisen. Wie Schriftsteller vom Unterwegs-Sein erzählen.//\\ in:  Moennighoff, B./von Bernstorff, W./Tholen, T.(Hg.), Literatur und Reise. Hildesheim: Universitätsverlag (2013): 7-31.
 +  * ''Andrea Zink'', ''Sonja Koroliov'' (Hg.)\\ //Unterwegs-Sein. Figurationen von Mobilität im Osten Europas.//\\  (= Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft/Slavica Aenipontana, 15) XVIII, 289 S. Abb., Innsbruck 2015: Institut für Sprachen und Literaturen der Universität. [[https://d-nb.info/107416783X/04|Inhalt]] 
  
 ===== Reisen als Unterwegs-sein ===== ===== Reisen als Unterwegs-sein =====
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   * Im Englischen verdrängten //travel// und //journey// die wegbezogenen Begriffe.   * Im Englischen verdrängten //travel// und //journey// die wegbezogenen Begriffe.
  
-Die **[[wiki:fahrt|Fahrt]]** wurzelt begrifflich in der Landwirtschaft und verweist im ursprünglichen Sinne auf ein Hilfsmittel, setzt also [[wiki:fuhrwerke|Fuhrwerke]] voraus. Die Fahrt ist eine gemeinschaftlich anerkannte Methode (ursprünglich für den Ackerbau), die nachfolgend als zielgerichtete Methode auf unbekannte Wege außerhalb angewandt wird. Anerkannte Ziele lassen Figuren erkennen: Boten, Gesandte, Kundschafter, Pilger, Entdecker ...+Die **[[wiki:fahrt|Fahrt]]** wurzelt begrifflich in der Landwirtschaft und verweist im ursprünglichen Sinne auf ein Hilfsmittel, setzt also [[wiki:fuhrwerke|Fuhrwerke]] voraus. Die Fahrt ist eine gemeinschaftlich anerkannte Methode (ursprünglich für den Ackerbau), die nachfolgend als zielgerichtete Methode auf unbekannte Wege außerhalb angewandt wird. Anerkannte Ziele lassen Figuren erkennen: Boten, Gesandte, Kundschafter, Pilger, Entdecker ...\\ Tiefer grabend findet sich altnordisches fǫr und altenglisches faru, beide aus der Wurzel *pór-o- < *per-  etwas Begrenztes 'durchdringen' bzw. 'übersetzen' (mit dem Boot). Griechisches póros πόρος bezeichnet eine Furt ebenso wie einen bestimmten Seeweg. Davon abgeleitet ist peráō περάω 'durchdringen, hinüber, hindurch' (engl. to penetrate, franz. traverse), also von einer Seite zur anderen gelangen. Indem es aber auch bedeutet 'einen Sklaven verkaufen', zeigt es an, welchen Zweck die Fahrt hatte (( Quellen s. [[https://en.wiktionary.org/wiki/%CF%80%CE%B5%CF%81%CE%AC%CF%89#Ancient_Greek|Wictionary]] )).
  
 Das **Reisen** erhält erst später in mittelhochdeutscher Zeit die Bedeutung von `unterwegs-sein´ ([[wiki:reisegenerationen#dies inhaltlich unzureichend, untereinander nicht konsistent oder gar widersprüchlich ist|Heidenreise, Preußenreise]]) mit einer aggressiven Bedeutung bereits im Althochdeutschen (reisa), die im englischen //rise on// noch anklingt: Aufstehen und etwas unternehmen, meist im Sinne von Segel setzen, kämpfen, plündern, rauben (ahd. rīsan = sich erheben, steigen, fallen).\\ Solch eine aggressive  Bedeutung findet sich hier und da einzelsprachlich auch für die Fahrt, nicht aber für den Gang, das Wandern und Wallern. Dieselbe Bedeutung hat das griechische //Ταξείδιον// (latinsiiert tassedium), ursprünglich als eine //expeditio bellica// ‚kriegerische Reise‘ gedeutet ((''Du Cange'': ''Glossarium ad scriptores mediae et infimae Graecitatis'')), wobei die Aufgabe des Anführers //‚procertari‘// genannt wird, also ‚sich auf einen Kampf einlassen‘. Das zugrunde liegende Verb //ταξείδεὑειν// kann auch mit //navigare// (‚segeln‘) übersetzt werden. Im 11. Jahrhundert schließlich bezeichnet das Wort //Taxedion// im Venezianischen eine bestimmte Art von Geschäftsunternehmungen (‚Collegantia‘)  ((''Stefania Gialdroni'', ''Albrecht Cordes'', ''Serge Dauchy'', ''Dave De ruysscher'', ''Heikki Pihlajamäki'' (Hg.)\\ //Migrating Words, Migrating Merchants, Migrating Law. Trading Routes and the Development of Commercial Law.//\\ 337 S. Leiden 2020: Brill. [[https://library.oapen.org/bitstream/id/4b7fab3f-6761-4966-ab65-a0a77a15a2be/9789004416642.pdf|Online]] Dort wird verwiesen auf die Quelle: //Constituta legis et usus of Pisa// von 1146-56. In  Kapitel 12 (De socie tate facta inter extraneos, „Von der Gesellschaft zwischen Fremden") erscheint der Begriff tassedium (gr. Ταξείδιον) 23 mal im Sinne von ‚Handelsreise‘)). Gewinnbringendes Reisen ist das Gegenteil von ziellosem Wandern, es schafft Werte und bringt Nutzen (lat. utilitas > frz. profit). Das **Reisen** erhält erst später in mittelhochdeutscher Zeit die Bedeutung von `unterwegs-sein´ ([[wiki:reisegenerationen#dies inhaltlich unzureichend, untereinander nicht konsistent oder gar widersprüchlich ist|Heidenreise, Preußenreise]]) mit einer aggressiven Bedeutung bereits im Althochdeutschen (reisa), die im englischen //rise on// noch anklingt: Aufstehen und etwas unternehmen, meist im Sinne von Segel setzen, kämpfen, plündern, rauben (ahd. rīsan = sich erheben, steigen, fallen).\\ Solch eine aggressive  Bedeutung findet sich hier und da einzelsprachlich auch für die Fahrt, nicht aber für den Gang, das Wandern und Wallern. Dieselbe Bedeutung hat das griechische //Ταξείδιον// (latinsiiert tassedium), ursprünglich als eine //expeditio bellica// ‚kriegerische Reise‘ gedeutet ((''Du Cange'': ''Glossarium ad scriptores mediae et infimae Graecitatis'')), wobei die Aufgabe des Anführers //‚procertari‘// genannt wird, also ‚sich auf einen Kampf einlassen‘. Das zugrunde liegende Verb //ταξείδεὑειν// kann auch mit //navigare// (‚segeln‘) übersetzt werden. Im 11. Jahrhundert schließlich bezeichnet das Wort //Taxedion// im Venezianischen eine bestimmte Art von Geschäftsunternehmungen (‚Collegantia‘)  ((''Stefania Gialdroni'', ''Albrecht Cordes'', ''Serge Dauchy'', ''Dave De ruysscher'', ''Heikki Pihlajamäki'' (Hg.)\\ //Migrating Words, Migrating Merchants, Migrating Law. Trading Routes and the Development of Commercial Law.//\\ 337 S. Leiden 2020: Brill. [[https://library.oapen.org/bitstream/id/4b7fab3f-6761-4966-ab65-a0a77a15a2be/9789004416642.pdf|Online]] Dort wird verwiesen auf die Quelle: //Constituta legis et usus of Pisa// von 1146-56. In  Kapitel 12 (De socie tate facta inter extraneos, „Von der Gesellschaft zwischen Fremden") erscheint der Begriff tassedium (gr. Ταξείδιον) 23 mal im Sinne von ‚Handelsreise‘)). Gewinnbringendes Reisen ist das Gegenteil von ziellosem Wandern, es schafft Werte und bringt Nutzen (lat. utilitas > frz. profit).
wiki/unterwegs-sein.txt · Zuletzt geändert: 2024/05/28 07:23 von norbert

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