Suche
Der Mensch bereist die Welt auf der Suche nach dem, was ihm fehlt.
Und er kehrt nach Hause zurück, um es zu finden
George Moore
(1852 - 1933)
Melanie McGrath Instant Karma Eine spirituelle Odyssee durch die amerikanische Wüste Die Originalausgabe erschien 1995 in London als „Motel Nirvana“] 1. Auflage, Übers.: Edith Nerke, Jürgen Bauer Reinbek/HH: Rowohlt 1999. 12,15 x 20,5 cm: 332 Seiten
Reisen auf der Suche nach dem Sinn des Lebens führen üblicherweise in den Himalaya. Die uns dort begegnenden Sadhus, Gurus und Fakire sind fremdartig, doch das wird erwartet und akzeptiert.
Hier jedoch tastet sich eine Melanie McGrath
ein halbes Jahr durch den amerikanischen Südwesten, durch Arizona, Utah, New Mexico, nur begleitet von Antidepressiva, Schlafmitteln und Caboose, dem klapprigen Gebrauchtwagen. »Bei den Amerikanern genießt die Suche hohes Ansehen. Eine synthetische Kultur wie die amerikanische kann sich ihre Mythen und Archetypen selbst schaffen und sie auf den magischen Flächen der Kinoleinwände und in den außergewöhnlichen Landschaften menschenleerer Regionen ansiedeln. Hier werden die langweiligsten Geschichten zu Mythen.« (Klappentext)
Plan- und orientierungslos reisend, vor dem inneren Chaos in die Wüste flüchtend, scheint sie von allem angezogen zu werden, was mit Spiritualität auch nur vorgeblich zu tun hat. Nur ironisch kann sie Distanz zu den Traumwelten der »New-Age-Jünger« halten: Manche glauben unsterblich zu sein, andere hören auf »beseelten« Barbie-Puppen, wieder andere sind überzeugt, Engel zu sein: »Mit einemmal und ohne ersichtlichen Grund kommt mir der Gedanke, daß wir eigentlich nichts Substantielles mehr haben, an das wir glauben können; keinen Gott, keine Institutionen, nicht einmal mehr die Familie. Was uns bleibt, ist der Glaube an uns selbst, und das ist eine eher unschöne Art von Fundamentalismus.« (274)
Reisen ist hier Flucht und Therapieersatz, doch die Erlösung wartet nirgends, alles bleibt oberflächlich. Als die Reise nahezu beendet ist, fällt ihr ein, daß sie die Indianer vergessen hat – begegnet waren ihr lediglich indianische spirituelle Symbole bei weißen Amerikanern: »Kultureller Voyeurismus ist eine Art von Pornographie, die wir Bewohner der westlichen Welt gierig konsumieren. Wir stürmen los mit der Absicht, alle Erfahrungen aufzukaufen …« (328)
Ein ungewöhnliches Reisebuch über amerikanischen Lebensstil und über die Autorin. Beides ist untrennbar verwoben, so wie innere und äußere Reise ein Ganzes bilden. Sie hat einen Blick für das Besondere und findet Fremdartiges auch im Vertrauten. Oft formuliert sie humorvoll, doch das soll ihre Trauer verdecken. Trotz der wiederholten Ironie beweist sie Respekt vor den Menschen und einen Blick für das Schöne. Unterhaltsam und gut geschrieben bietet es dennoch viele Anregungen, sich damit auseinanderzusetzen.
auch: * Quest
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