Tiny Houses
Mobile Mini-Behausungen für das dauerhafte Leben anstelle eines festen Wohnsitzes, etwa auf der Bais eines Bau- oder Zirkuswagens, aber auch als konstruktiver Neubau, gelten in den USA als so chic, dass sich eine regelrechte Tiny-House-Szene herausgebildet hat.
Dort nutzt das Tiny-House-Konzept US-amerikanische Gesetzeslücken. In Deutschland gibt es nur eine Lücke, nämlich ein Tiny House als Ladung auf einem zugelassenen Fahrzeug zu transportieren. Einschränkungen sind:
- Wer ein Haus baut, muss das Baurecht beachten;
 das Haus bedarf einer Baugenehmigung, auch auf dem eigenen Grundstück.
- Wer ein Fahrzeug baut, muss das Straßenverkehrsrecht beachten;
 das Fahrzeug bedarf einer Straßenverkehrszulassung.
- Wohnmobile und Caravans dürfen nur auf dafür ausgewiesenen Flächen stehen;
 siehe *Stellplatzsuche.
- Fahrzeuge ohne Zulassung dürfen nicht im öffentlichen Raum stehen.
- Für Fahrzeuge, die auf einem Grundstück zur ortsfesten, dauerhaften Nutzung aufgestellt werden, wird Grunderwerbsteuer fällig 1). Ortsfest ist das Fahrzeug, wenn es nicht ohne Weiteres zerstörungsfrei bewegt werden kann sowie durch ortsfeste Einrichtungen wie Wasseranschluss, Abwasseranschluss, Anbauten, Bepflanzung, Zaun usw.
- Das Übernachten im öffentlichen Raum gilt als unerlaubte Sondernutzung, das nur im Ausnahmefall stundenweise gestattet ist.
- Wer keinen festen *Wohnsitz hat, verliert Rechte. Die Zulassung eines Fahrzeugs erfordert einen festen Wohnsitz.
- Der Energiebedarf von Minibehausungen ist hoch im Vergleich zu Passivhäusern.
Tiny Houses passen zu den Träumen vom einfachen Leben und dem Leben auf dem Land; allerdings träumen davon wohl eher diejenigen, die sonst schon alles haben. Wer an enge Apartments gewöhnt ist - Studenten, Arbeitslose, Geringverdiener etc - dürfte einem größeren Schuhkarton vielleicht nicht abgeneigt sein. Schließlich gehört zum romantischen Tiny House ja auch eine romantische Umgebung - und kein Dauercamper-Stellplatz in Hörweite der schnarchenden Nachbarn.
auch: Tiny Homes
siehe auch
* Himmelszelt
* Rollheimer
* Wagendörfer
* Lebensreisestil
Literatur
- Noah Akuscheska
 Wenn das Haus mit umzieht
 FAZ 03.10.2020 über den »Wohlwagen«
- Boericke, Art; Shapiro, Barry
 Handmade Houses
 Darmstadt 1975: Melzer
- Gabor, Mark
 Hausboot.
 Frankfurt/M.: Fricke, 1979
- Friedrich von Hellwald
 Haus und Hof in ihrer Entwickelung mit Bezug auf die Wohnsitten der Völker
 Heinrich Schmidt & Carl Guenther Leipzig 1888, 222 Abb., 655 S.
 Das unübertroffene Standardwerk über die Wohnformen anderer Völker ist nun auch schon 120 Jahre alt: Wer die Maße eines Iglus braucht, wird hier fündig.
- Marcus Kalberer: Rock‘n Roll in der Architektur. Sanfte Strukturen 3 1977 - 1990.
 Löhrbach Werner Pieper Medienexperimente [Der Grüne Zweig 140], 1990
- Lidz, Jane
 Rolling Homes: Handgemachte Häuser auf Rädern
 Wiesbaden-Berlin 1980: Bauverlag
- Ludwig, Matthias
 Mobile Architektur
 Stuttgart 1998
- Palidini, Jodiu. Dubin, Beverly
 Roll Your Own.
 New York: Macmillan Publishing, 1974
- Schwartz-Clauss, Mathias
 Living in Motion - Design und Architektur für flexibles Wohnen
 Weil am Rhein 2003
David Pearson Band 1: Baumhäuser, Band 2: Zelte, Tipis, Jurten Aarau/Schweiz: AT Verlag 2001/2002 Kartoniert mit Fadenheftung 20 x 20 cm: 96 Seiten, 50 Farbfotos Adressen und Literaturhinweise im Anhang
Der Autor ist Architekt und stammt aus der Umweltbewegung. Das qualifiziert ihn fachlich und zeigt seine Sympathien. Auf Doppelseiten wird jeweils eine konkrete Behausung vorgestellt: links Text, rechts Foto. Das verlockt zunächst zum Blättern und Staunen über die Vielfalt der Möglichkeiten. Die Erbauer skizzieren kurz ihre Idee, auf das Besondere der Konstruktionen wird hingewiesen. Für den Praktiker enthält Band 1 zwölf Seiten über grundlegende Planungsschritte und Alternativen beim Bau von Baumhäusern, Band 2 beschreibt auf 16 Seiten verschiedene Zeltkonstruktionen.
Damit kann der Spaß beginnen, die Probleme sind allerdings absehbar: Die Bauordnungen in Deutschland mögen sehr unterschiedlich sein, aber eines haben sie gemeinsam – wer etwas baut, das größer oder höher als ein großer Mensch ist, braucht einen Statiker und einen Architekten. Dann hört der Spaß schon wieder auf. So stammen denn auch die meisten Beispiele und Adressen der beiden Bücher aus Amerika und Australien.
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