Das Neue
Das Wort ist mit »nun« verwandt und deutet so darauf hin, dass das Neue nun - also jetzt, aktuell - in die Welt kommt. Für Reisende auf der Suche nach dem Neuen tritt der Nebenbegriff »des verjüngten, besseren, feineren, frischeren, kräftigeren, das an die stelle des alten getreten ist« in den Vordergrund 1). Es ist seinem Wesen nach revolutionär, denn es »ist überhaupt etwas anderes als das frühere und bisherige« 2).
Dies aber unterscheidet es vom mittelalterlichen Denken, nach dem es nichts Neues geben konnte. Da die Welt Gottes Werk war, war sie auch vollständig. Selbst die größten Denker sahen das so. Erasmus von Rotterdam
(um 1467 - 1537) schrieb an Rosmondt von Eindhoeven: »Nos veterea instauramus, nova non prodimus.« 3), dass man also lediglich Altes wiederbelebe und in Gang setze. Scheinbar Neues wurde misstrauisch betrachtet; es in die Welt zu setzen bedurfte einer besonderen Begründung. Augenlust galt als Sünde, der Neuerungstrieb und Neugier als animalisch.
Revolutionär war daher der Ansatz, Wissen durch Reisen zu vermehren anstatt es in den Gedanken der überlieferten Schriften zu suchen. Darin findet sich das gesamte Spektrum vom legitimen Motiv des Aufbruchs über die Richtung ins Unbekannte mit Fragen und Anleitungen (Apodemiken), mit Sammeln und Aufschreiben bis hin zur Heimkehr und der Präsentation des Neuen.
Reijer Hooykaas
The Rise of Modern Science: When and Why?
British Journal for the History of Science, 20.4 (1987) 453-473Paula Findlen
Il nuovo Colombo : conoscenza e ignoto nell'Europa del Rinascimento.
S. 219-244 in: Sergio Zatti (Hg.): La rappresentazione dell’altro nei testi del Rinascimento. Lucca 1998: M. Pacini Fazzi.
Wurzel | ahd. niwî, mhd. niuwe |
Synonym | noch nicht dagewesen |
Gegensatz | Das Alte, Unbekannte, Fremde |
englisch | new (latest) |
französisch | nouveau (remplacé) |
italienisch | nuovo |
niederländisch | nieuw |
siehe | Staunen & Fremdheit |