Fahrt
Fahrt ist ein Konzept des Unterwegs-seins wie die Reise und der Gang.
Besonders häufig sind die Metaphern »freie Fahrt« und in »voller Fahrt«. Das beschreibt in übertragenem Sinne eine positive emotionale Erregung (»in Fahrt kommen«), sich also frei, zügellos, ungehindert, ungebremst ausleben zu können. Während die Reise einen Aufbruch mit ungewissem Ausgang andeutet, lassen die »Große Fahrt« und die »Fahrt ins Blaue« vielmehr Lebensfreude erkennen, eben eine Lebensfahrt.
Außer dem Begriff Fahrt entstanden aus derselben Wurzel `faran´ die verwandten Begriffe:
- der Furt (lat. vadum) durch den Fluss (früher auch `vart´),
- der Furche (lat. porcus) des Ackers (früher auch `fuhr´),
- der Fährte (lat. vestigium), der man folgt, (früher auch `vaerte´),
- fertig (lat. paratus< parare < faran) als `bereit sein zur Fahrt´,
- dem Gefährten, also dem Begleiter auf der Fahrt 1),
- Fuhrwerk, Fahrzeug oder Gefährt, also einem technischen Hilfsmittel,
- der Fährnis, also dem, was einem bei der Fahrt widerfährt, hinderlich ist, Mühe bereitet,
- der Gefahr (lat. periculum), also dem, was bei der Fahrt droht (früher auch `fahre´),
- fahrtmüde (lat. itinere fessus) zu sein war im Mittelhochdeutschen noch gebräuchlich.
- Die Fara der Langobarden.
Im Synonymenfeld rund um »Fortbewegung« in der ältesten Sprachschicht von sieben altgermanischen Sprachen 2) hat sich `faran´ unter 21 Nomina als besonders fruchtbar behauptet 3) vor wegan und reisan, allerdings nicht in allen germanischen Sprachen: dänisch fart, niederländisch vaart, schwedisch/norwegisch fart/ferd.
Winfried Breidbach
: Reise - Fahrt - Gang. Nomina der Fortbewegung in den altgermanischen Sprachen. Peter Lang 1994 Diss. Köln