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Outlaw
Englisch `Gesetzloser´, also nicht nur ein Außenseiter (lat. extraneus, engl. outsider) am Rande der Gesellschaft. Im heutigen Sprachgebrauch ist der Outlaw eine Figur in Film 1) oder Literatur, die sich nicht an Regeln hält, jedoch mit dem Status eines Abenteurers, Helden, Glücksritters. Deren verbrecherische Taten werden relativiert, weil diese Figur als starke Persönlichkeit ihre Rolle außerhalb der Gesellschaft sucht ungeachtet der gesetzlichen und gesellschaftlichen Folgen für ihn selbst. Eine ins Maßlose übersteigerte Individualität, die anderen zwar nicht schaden will, Kollateralschäden jedoch billigend in Kauf nimmt. Die Züge des Outlaw sind verwandt mit denen des Trickster 2) und des Waldläufers; psychologisch stehen sie dem Psychopathen und Narzisten nah. Die Figur des Outlaw findet sich überwiegend in der Rolle des Western-Helden, der seine eigenen Gesetze macht, in der Road Music 3) und in Road Movies 4):
Strindberg, August
Den fredlöse sorgespel.
Stockholm 1881: Bonnier.Hird, Gladys
'Strindberg's The Outlaw and Old Norse literature'
in: Gabriel Turville-Petre and John Stanley Martin, eds, Iceland and the Medieval World. Studies in Honour of Ian Maxwell, Clayton, Vic.: Wilke and Company Limited (Pr.), 1974, pp. 79–89
- The Girl and the Outlaw
Stummfilm vonD.W. Griffith
USA 1908, 14 min - Berg-Ejvind und seine Frau (Berg-Ejvind och hans hustru, The Outlaw and His Wife)
Regie Victor Sjöström Schweden 1918, 136 min - Die Ausgebufften (Les Valseuses)
RegieBertrand Blier
, mitGérard Depardieu, Miou-Miou, Jeanne Moreau, Brigitte Fossey, Isabelle Huppert
, Frankreich 1974, 94 min - Outlaw: The Saga of Gisli (Útlaginn)
RegieÁgúst Guðmundsson
Island 1981, 100 min. Vorlage: Gísla saga (10. Jh.) - Fallen Angel: The Outlaw Larry Norman
RegieDavid Di Sabatino
USA 2009
Ursprünglich bezeichnete der Begriff (útlegð, útlægr, ags. útlega, útlah) im alten Norwegischen und Isländischen jemanden, der ein schweres Verbrechen begangen hat und sich dem nicht mannhaft um den Preis seines Lebens stellt. Damit konnte und durfte dieser nicht mehr in der Gemeinschaft leben. Der Wald (skógr) liegt außerhalb der bewohnten Welt der Menschen. Dorthin wurden Menschen verbannt: búa i scógum. Sie wurden zu Waldgangsmenschen (skóggangsmenn, skóggangr, skågarmađr) 5) oder gar zum `varga´ (Würger > Wolf > Werwolf), zum Friedlosen in der Wildnis, der gejagt und erschlagen werden durfte 6).
Der Unhold in der Wildnis wird umschrieben mit mearcstapa `Mark-Stapfer´ 7), dem weglos Umherstapfenden in der Wildnis außerhalb der Gemeinschaft, dessen Name ihn mit den wilden Tieren verbindet: mórstapa `Auerochs´, hárðstapa `Wolf´, man-of-the-bush, dem Wilden Jäger. Außer ihm fanden sich dort nur jagende Waldläufer, Schmiede und Köhler sowie Seherinnen Völva. Letztere suchten dort nächtens an Wegeskreuzungen Zugang zum Reich der Toten 8).
Davon unterschieden wurde der waer-genga 9), der Fremde, aus dem Ausland kommend, bezeichnete, die Schutz suchten unter dem geltenden Recht 10).
Der wildr-waergenga bleibt mehrdeutig 11), erscheint jedoch im Zusammenhang mit der Verbannung Nebukadnezars in den Wald.
Seal, Graham
Outlaw Heroes in Myth and History
Cambridge 2012: Cambridge University Press. https://doi.org/10.7135/UPO9780857284211Prassel, Frank Richard
The great American outlaw a legacy of fact and fiction
Norman [Okla.] 1993 : University of Oklahoma PressHobsbawn, Eric
Social Bandits and Primitive Rebels
Studies in archaic forms of social movement in the nineteenth and twentieth centuries.
288 S. 1959 Manchester University Press, zuletzt London : Abacus 2017
Sarah Hagedorn Van Slette & Josh Boyd
Lawbreaking Jokers: Tricksters Using Outlaw Discourse
Communication Quarterly 2011, 59:5, 591-602, DOI: 10.1080/01463373.2011.614214
Ahlers, Michael, Martin Lücke, Matthias Rauch
Musik und Straße
Wiesbaden: Springer Vieweg 2019
Boczkowska, K.
The Outlaw Machine, the Monstrous Outsider and Motorcycle Fetishists
Challenging Rebellion, Mobility and Masculinity in Kenneth Anger’s Scorpio Rising and Steven Spielberg’s Duel
Text Matters: A Journal of Literature, Theory and Culture, 2019, (9), 81-99. https://doi.org/10.18778/2083-2931.09.05
Breidbach
S. 168, Fußnote 530Karl von Amira
Nordgermanisches Obligationenrecht
Leipzig: Veit 1882-1895. XIII, 788; XV, 964 p.
Bd. 1. Altschwedisches Obligationenrecht ; Bd. 2. Westnordisches Obligationenrecht. S. 215-217
Marquardt, Martha
Die altenglischen Kenningar
ein Beitrag zur Stilkunde altgermanischer Dichtung.
N.Niemeyer, 1938, S. 14
Bonnetain, Yvonne
Loki Beweger der Geschichten
467 S. Rudolstadt: Roter Drache. = Diss. u.d.T.: Der nordgermanische Gott Loki aus literaturwissenschaftlicher Perspektive, Tübingen, 2005. hier S. 189
Van der Rhee, Florus
Die Germanischen Wörter in den langobardischen Gesetzen
Diss. Rotterdam 1970, S. 134 u.a.
Thomsen, Wilhelm Ludwig Peter
Der Ursprung des russischen Staates
drei Vorlesungen … Gotha 1879: F.A. Perthes.
S. 116 bis 129 ausführlich über mögliche Zusammenhänge zwischen den Wanderungen der Skandinavier durch die Rus nach Konstantinopel und nach Griechenland einerseits sowie zwischen den Bezeichnungen Waräger, waergenga, russ. varjag', griech. warangos, waraggoi, arabisch warank
Forssman, Julius
Skandinavische Spuren in der altrussischen Sprache und Dichtung: ein Beitrag zur Sprach- und Kulturgeschichte des ost- und nordeuropäischen Raums im Mittelalters . München 1967/1997: Kitzinger
S. 20: Die Herkunft des Wortes *vārgengi bleibt ungeklärt.
Taylor, Marion Ann
A New look at the old sources of „Hamlet“
The Hague 1968: Mouton. Studies in English literature, 42
»waergenga, which probably meant originally “sworn men” or “men of brotherhood”«
Schramm, Gottfried
Altrusslands Anfang
historische Schlüsse aus Namen, Wörtern und Texten zum 9. und 10. Jahrhundert.
Freiburg im Breisgau 2002: Rombach
S. 165: væringi kann mit ags. waergenga abstammungsgleich sein analog zu anord. foringi > Anführer mit ags. foreganga
Winfried Breidbach
Reise - Fahrt - Gang. Nomina der Fortbewegung in den altgermanischen Sprachen.
Peter Lang 1994. Diss. Köln, S. 166 Fußnote 516, mit Verweisen